Schneeflöckchen Weißröckchen

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Willkommen im Winter. Es ist Januar und es schneit. Ich gebe zu, dass passiert nicht jedes Jahr. Vielleicht liegt es daran, dass alle durchdrehen. Die Autos- die Menschen- die Medien. Es wird gesprochen von Schneechaos- Verkehrschaos- Schneemassen. Horrorszenarien werden hoch und runter gesendet und verbreiten Verunsicherung und im schlimmstenfall Panik unter der Bevölkerung. Zu sehr lassen wir uns beeinflussen und mitreißen.

In der Natur gibt es sowas nicht. Da gibt es Schnee. Mal meh,r mal weniger oder in bestimmten Gebieten seit einigen Jahren gar keinen Schnee. Wenn es kalt genug ist, dann kann es schon mal sein, dass der eine Weile liegen bleibt. Die Natur hat damit kein Problem. Nur da ,wo wir Menschen uns angesiedelt und breit gemacht haben. Wir haben verlernt, im Einklang mit der Natur zu leben.

Ich kann mich an meine Kindheit erinnern, in der das noch anders war. Der erste Schneefall war das Highlight des Jahres. Im muckelig gewärmten Wohnzimmer lief Rolf Zuckowski`s „es schneit, es schneit kommt alle aus dem Haus, die Welt, die Welt, sieht wie gepudert aus.“

Wir haben uns dick angezogen mit Schneehose, Mütze, Schal und Handschuhe und dann waren wir draußen verschwunden im Schnee. Wir haben Schneemänner gebaut. Iglus gebaut, sind Schlittschuhlaufen gegangen oder rodeln. Wenn der Schnee zu viel war, fiel die Schule eben aus, auch nicht schlimm. Ansonsten stapfen wir gut eingepackt zu Fuß zur Schule und hatten scho vor dem ersten Läuten eine kräftige Schneeballschlacht hinter uns. Heute geht bei den ersten Schneeflocken auf den Straßen erst mal gar nichts mehr. Es ist nicht zu glauben das wirklich alle Menschen, denen man dort begegnet, wirklich im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis sind. Auch der öffentliche Nahverkehr steht mit dem Winter auf Kriegsfuß. Schon ohne Schnee kann man sich selten auf ihn verlassen und bei Schnee stellt er gefühlt fast ganz den gesamten Betrieb ein. Was zu noch schlimmeren Verhältnissen auf den Straßen führt. Ein Teufelskreis.

Unsere hoch technisierte Gesellschaft hat, gelinde gesagt, ein etwas problematisches Verhältnis zu minimalen Abweichungen jeglicher Art entwickelt. Das Wetter, können wir uns bei unserem streng durch getakteten Alltag, den vielen Terminen und Verpflichtungen, eigentlich nur noch als störungsfreie Hintergrundkulisse leisten. Im Regelfall stellt uns die Erde, dass ja freundlicherweise auch die meiste Zeit so zur Verfügung. Und während wir Termine und Tage so durch Takten, dass jede Viertelstunde oder halbe Stunde Verzögerung eine mittelschwere Katastrophe darstellt, wird sich an dieser Problematik auch nichts ändern.Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie die Zukunft aussehen mag, wenn solche Wetterereignisse, die eigentlich was sehr natürliches sind, immer häufiger zu Tag treten. Vielleicht sollten wir, wenn wir das nächste Mal Schnee bedingt im Stau stehen, für 1 Sekunde doch mal über den Klimawandel nachdenken. Aber so lange gilt:

Es ist Januar. Es schneit. Wir haben Räumdienste . Wir haben warme Wohnungen. Wir haben genug zu essen. Wir haben das Fernsehen. Wir haben Computer. Wir können im Home-Office arbeiten. Solange keine mittelschwer Katastrophe auftritt, würde ich vorschlagen, geht raus. So eine Winterlandschaft ist wunderschön. Bald kommt das Frühjahr, dann wird es regnen. Der Schnee wird weg tauen. Die Flüsse werden einige Zeit mehr Wasser führen und dann dann kommt er, der Sommer.

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